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Frankreich bis zur Julirevolution. (1815-1830.)
Die Schlacht bei Waterloo hatte die Bourbonen zum zweiten Male auf den franzsischen Thron gefhrt. Am 9. Juli 1815 hielt die knigliche Familie ihren Einzug in Paris. Ludwig Xviii., ehemals Graf von Provence, hatte schon bei seiner ersten Rckkehr (1814) auf das Andrngen der fremden Mchte eine Verfassung (charte constitutionelle) ertheilt, die viele freisinnige Bestimmungen enthielt. Es gab damals in Frankreich vier Parteien: die constitutionelle, zu der Lafitte, Manuel, Lafahette, Beranger, Benjamin-Constant gehrten, umfate den grten Theil der Nation, insbeson-dere die Gebildeten. Zwei andere Parteien, die Republikaner und Bonapartisten, hatten nach den bitteren Erfahrungen der letzten Jahrzehnte nur geringe Bedeutung. Um so mchtiger regte sich die vierte Partei, die der ungemigten Royalisten oder Ultra's, die nichts weniger als eine vllige Wiederher-stellung der Zustnde vor der Revolution von 1789 erwarteten und erstrebten. Herstellung der Privilegien des Adels und der Geistlichkeit als der alten bevorrechteten Stnde, Rckgabe der veruerten Adels- und Kirchengter, Herrschaft durch die hchsten Hof-, Militr- und Civilstellen, so wie Beherrschung des gesammten Unterrichtswesens: das waren die Ziele, deren Erreichung sich die Partei der Ultra's gesetzt hatte, zu der Adel und Geistlichkeit gehrten, und die im Pavillon Marsan" ihre dem Staate verderbliche Thtigkeit bte. An ihrer Spitze stand des Knigs Bruder Karl, der achtundfnfzigjhrige Graf von Artois, der den Oberbefehl der die Nationalgarde fhrte und an der Spitze einer streng-kirchlichen Genossenschaft, der Congregation, stand. Bei der Kinderlosigkeit Ludwigs Xviii. war Graf Artois der nchste Erbe des Thrones. In seiner Jugend hatte er als voll-kommener Cavalier gegolten, dem keine noble Passion fremd geblieben, und im Auslande war er die Seele der Emigration gewesen, die Blume oder der Spiegel der Ritterschaft; man sagte von ihm, er wisse auf das Gratlseste sein Ro zu be-steigen, auf das Ritterlichste seinen niemals von Feindes-
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Frankreich
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liche Reprsentativverfassung und keine Nachahmung eines veralteten mittelalterlichen Stndewesens.
Am 11. April wurde der vereinigte Landtag von Friedrich Wilhelm Iv. mit einer glnzenden Rede erffnet, die jedoch den Widerspruch zwischen seinen Ueberzeugungen und dem Geiste der Zeit klar hervorhob. Indem er mit Rcksicht auf die kirchlichen Verhltnisse die Worte Josua's aussprach: Ich und Mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!" legte er auf der anderen Seite sein ganzes politisches Glaubens-bekenntni darin nieder: Keiner Macht der Erde", erklrte er feierlich, soll es je gelingen, mich zu bewegen, das natr-liche Verhltni zwischen Fürst und Volk in ein conventio-nelles, constitutionelles umzuwandeln, und nun und nimmer-mehr werde ich es zugeben, da sich zwischen unfern Herrn Gott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes Blatt gleichsam als eine zweite Vorsehung eindrnge, um die alte heilige Treue zu ersetzen." Die Krone kann und darf nur nach den Gesetzen Gottes und des Landes und nach eige-ner freier Bestimmung herrschen, nicht aber nach dem Willen von Majoritten. Preußen kann diese Zustnde nicht er-tragen."
Die Verstimmung und Unzufriedenheit der die in der Erffnungsrede geuerten Grundstze war so groß, da die Abgeordneten der Provinz Preußen, weitere Verhandlungen fr zwecklos haltend, Berlin sofort wieder verlassen wollten und nur durch ihre rheinischen Gesinnungsgenossen zu bleiben bewogen wurden, um auf Grundlage der bewilligten Rechte auf die Grndung eines wahrhaften Verfassungswesens hin-zuwirken. Bei den Berathungen der die Adresse trat der Gegensatz zwischen den politischen Anschauungen des Knigs und denen der Mehrheit der Versammlung unzweideutig her-vor, und die Ansichten von Beckerath, Hansemann, Camp-hausen, Alfred von Auerdwald, Vincke wurden berall mit Beifall aufgenommen. In der Adresse sprach sich die Er-Wartung aus, da das Patent vom 3. Februar der Anfang, nicht das Ziel der stndischen Entwickelung des Knigreiches sein werde." Der König, der auf Dank gerechnet hatte und durch den erfahrenen Widerspruch unangenehm berhrt war, erklrte auf die ihm bergebene Adresse, da er dem ver-
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mit dem Ergebni derselben und erwiederte auf deren Anrede: Heute hat die Fremdherrschaft aufgehrt; Italien ist vor-handen, aber noch nicht vollendet!" denn noch fehlte Rom, das aber dem Einheitsstaats auf die Dauer nicht widerstehen konnte.
So hatte denn ein Krieg von kaum sieben Wochen das Machtverhltni in Europa umgestaltet und namentlich die nationale Entwickelung Deutschlands in neue Bahnen geleitet. Preußen nahm als alleinige deutsche Gromacht die Einigung Deutschlands in seine Hand; das Ziel, das die Bewegungen der Jahre 1848 und 1849 vergebens erstrebten, war durch das Volk in Waffen und durch die geordnete Fhrung seiner Regierung erreicht. Auch der Zwiespalt im Innern Preuens (vgl. Xxiii.) wurde unter dem berwltigenden Eindruck der glnzenden Siege, sowie durch gegenseitiges Entgegenkommen von beiden Seiten ausgeglichen und beseitigt, in dem Be-wutsein, da nur durch einmthiges Zusammenwirken der Regierung und des Volkes die Folgen des blutigen Sieges gesichert und weiter entwickelt werden knnten.
'Am 4. August traf der König von Preußen wieder in seiner Hauptstadt ein, und schon am folgenden Tage wurde der Landtag von ihm erffnet. In der Thronrede lag der Nachdruck weniger auf der Erinnerung an die erfochtenen Siege, die rhmend, aber ohne alle Ueberhebung erwhnt wurden, als auf den noch nicht gelsten inneren Fragen. Es hie darin: Unter dem sichtbaren Segen Gottes folgte die bewaffnete Nation mit Begeisterung dem Rufe in den heiligen Kampf fr die Unabhngigkeit des Vaterlandes. Viele Tapfere betrauert das Vaterland, die siegesfroh den Helden-tod starben. In eintrchtigem Zusammenwirken werden Regierung und Volksvertretung die Frchte zur Reife zu bringen haben, die aus der blutigen Saat, soll sie nicht um-sonst gestreut sein, erwachsen mssen. Auf die Finanzlage des Staates kann meine Regierung den Blick mit Befriedi-gung werfen. Ueber die Feststellung des Staatshaushalts-Etats hat eine Vereinbarung mit der Landesvertretung in den letzten Jahren nicht herbeigefhrt werden knnen. Die
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Europa Deutschlands Deutschlands Gottes
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Am 2. August erfolgte des Knigs Proclamation an die Armee, in welcher derselben bekannt gemacht wurde, da Se. Majestt selbst den Oberbefehl der das gesammte Heer bernehme, um zur Vertheidigung des bedrohten Vaterlandes nach der Vter Art in den gerechten Krieg zu ziehen.
Auch Napoleon erlie eine Proclamation an das fran-zsische Volk, um in gewohnter lgenhaft frivoler Art die Schuld des Krieges auf Preußen zu schieben. Preußen", heit es, dem wir während des Krieges von 1866 und seit demselben die vershnlichsten Gesinnungen bezeigt hatten, hat von unserem guten Willen, von unserer Langmuth keine Notiz genommen. Fortstrmend auf dem Wege der Eroberungen hat es zu jedem Mitrauen Anla gegeben, berall bertriebene Rstungen nothwendig gemacht und Europa in ein Heerlager verwandelt, wo Ungewiheit und Befrchtungen herrschen. Das glorreiche Banner, welches wir wieder einmal denen gegenber entfalten, die uns herausfordern (? 1), ist dasselbe, welches durch ganz Europa die civilisatorischen Ideen unserer groen Revolution trug; es reprsentirt dieselben Jdee^n und wird dieselben Ideen der Hingebung einflen. Ich fhre meinen Sohn mit mir; ungeachtet seines jugendlichen Alters kennt er die Pflichten, welche sein Name ihm auferlegt: er ist stolz, auch seinerseits Theil neh-men zu drfen an den Gefahren derjenigen, welche fr das Vaterland kmpfen. Gegenber den neuen Prtensionens?) Preuens haben sich unfere Reclamationen vernehmen laffen. Man hat ihrer gespottet, und ein Verachtung bezeugendes Vorgehen darauf folgen lassen." (?)
Von dem franzsischen Heere stand das erste Armeecorps (4 Divisionen) unter dem Marschall Mac Mahon bei Strae brg, das zweite (3 Divisionen) unter General Frossard bei St. Avold, das dritte (4 Divisionen) unter Marschall Bazaine bei Metz, das vierte (3 Divisionen) unter General l'admirault bei Thionville, das fnfte (4 Divisionen) unter General Failly bei Bitfch, das sechste (3 Divisionen) unter Marschall Conrobert bei Chalons, das siebente (3 Divisionen) unter General Felix Douai weiter sdstlich. Den Oberbefehl der das Gefammtheer, die Rheinarmee," die niemals den Rhein
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segensvolle Lohn fr den Patriotismus, den Heldenmuth und die schweren Opfer. Ich danke Gott fr diese neue Gnade, mge der Friede bald folgen!"
Der Wunsch des edlen Monarchen sollte bald in Er-fllung gehen. Am 12. Februar trat die franzsische National-Versammlung in Bordeaux zusammen, in deren Hnde die Regierung der Nationalvertheidignng ihre Gewalt niederlegte. Die neue Versammlung erwhlte den alten Thiers zum Chef der Exekutivgewalt und eine Kommission von zwlf Mitgliedern, welche derselben bei den Friedensverhandluugen zur Seite stehen sollte. Die letzteren begannen sofort der Waffenstillstanb war bis zum (>. Mrz verlngert worden und fhrten am Abend des 26. Februars zum Abschlu der Friedensprliminarien, die von bcr Nationalversammlung schon in der Nachtsitzung vom 1. Mrz genehmigt und am 2. Mrz von König Wilhelm ratificirt wurden. Das Tele-gramm des siegreichen Monarchen brachte die lang ersehnte Friedenskunde in folgenden Worten: So eben habe Ich den Friedenschlu ratificirt, nachdem er schon gestern in Bordeaux von der Nationalversammlung angenommen ist. So weit ist lllso das groe Werk vollendet, welches durch siebenmonatliche siegreiche Kmpfe errungen wurde. Dauk der Tapferkeit, Hingebung und Ausdauer des unvergleichlichen Heeres in allen seinen Theilen und der Opferfreudigkeit des Vaterlandes. Der Herr der Heerschaaren hat berall unsere Unternehmungen sichtlich gesegnet und daher biesen ehrenvollen Frieden in seiner Gnade gelingen lassen. Ihm sei die Ehre! Der Armee und dem Vaterlanbe mit tiefbewegtem Herzen meinen Dank!"
Und kaum war die Kunbe vom Frieden erschollen, ba verknbete sie hehrer Glockenklang von allen Thrmen im deutschen Vaterlanbe, ba prangten von neuem die Stbte im Schmuck der Fahnen, ba bornierten die Kanonen ihre Siegessalven, die Huser strahlten vom Lichterglanz, und auf den Zipfeln bcr Berge loberten die hellen Freubenfeuer im ganzen emigen Deutschland zur Feier des Friebeus. Aus Aller Herzen brang Lob und Preis zum Ewigen: Der Herr hat Groes an uns gethan! Ehre sei Gott in der Hhe!"
Die Friebensprliminarien wurden in den Friebens-Konferenzen zu Brssel und Frankfurt a. M. (10. Mai) in
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Extrahierte Ortsnamen: Bordeaux Deutschland Frankfurt_a._M.
eigenen Lndern die nthige Sicherheit nach auen verschaffen andrerseits den allgemeinen nationalen Bedrfnissen Rechnung tragen knnten, deren Erfllung auch sdlich vom Mam tn einer Einigung zwischen dem Norden und Sden immer drm--qender verlangt ward. Die sddeutschen Fürsten hatten, treu den mit Preußen geschlossenen Vertrgen, an dem gewaltigen Waffengange gegen Frankreich den rhmlichsten Antheu ge-nommen, das Band der Waffenbrderschaft, der gemeinsame Kampf der vereinigten deutschen Stmme gegen Frankreich, ihr ruhmvoller Sieg der den Erbfeind deutscher Einheit und Gre hatte das Bewutsein der Zusammengehrigkeit zwischen Nord und Sd mit solcher Strke erwachen lassen, da fortan von einer politischen Grenze durch den Mam kerne Rede mehr war. In der ganzen Nation lebte nur das eine Streben, die seit so langer Zeit ersehnte und durch die Grndung des norddeutsche Bundes verheiungsvoll an-gebahnte, aber noch nicht vollendete Neugestaltung m der Einigung des gefainmten Vaterlandes zu verwirklichen. War es doch, als der greife Heldenknig in den Stieg zog und die deutschen Fürsten selbst oder doch die Prinzen ihres Sauses sich an feine Seite stellten, als ob die Zeiten der alten Rmerfahrten sich erneuerten! Wie das Volk jetzt sich j unter einem obersten Fhrer und Kriegsherrn zur Ver-tbeidigung des vaterlndischen Bodens erhoben hatte, fo wollte es auch fr alle Zukunft, ein einig Volk ton rdem, ,u einem staatlichen Ganzen fest verbunden sein und bleiben. Schon im November 1870 kamen die Vertrge zum Abschlu, durchweiche die sddeutschen Staaten m.t dem Nordbunde ch >u einem deutschen Reiche verbanden. Als daher König Wilhelm in den H-rrfcherpalast der alten Bourboneu em-ernoaen war, da richtete der mchtigste der brigen deutschen lrften der jugendliche patriotische König Ludwig Ii. von Baierv' im Namen smmtlicher deutschen Fürsten an das Bundesoberhaupt. den König Wilhelm den Siegreichen die Bitte die im Gedchtni des Volkes nie geschwundene Herr-licbfeit deutscher Nation durch Erneuerung der Kaiserwrde und Uebernahme der Kaiserkrone zu vollenden. Am 18. Secetnber ahnt König Wilhelm dieselbe Bitte von den Abgesandten des norddeutschen Bundes entgegen und verhie, er werde sich
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dem Rufe des gesammten Vaterlandes nicht entziehen. So ward denn auf Frankreichs blutgetrnkten Gefilden der Grundstein zum neuen deutschen Reiche gelegt, und der Krieg hatte gerade das Ziel so herrlich gefrdert und verwirklicht, das der Nationalfeind. in seiner Tcke und Arglist hinter-treiben wollte.
Am 18, Januar 1871, an dem Tage, an welchem 170 Jahre vorher Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg sich die preuische Knigskrone aufs Haupt gesetzt, in dem Spiegelsaale des Schlosses Ludwigs Xiv. zu Versailles, von welchem so unheilvolle Plne zur Erniedrigung und Zersplit-terung Deutschlands ausgegangen sind, erklrte König Wilhelm von Preußen, im Kreise deutscher Fürsten, Heerfhrer und Abgeordneten, da er fr sich und seine Nachfolger auf dem Throne Preuens die ehrwrdige deutsche Kaiserwrde an-nehme. Ganz Deutschland jubelte auf bei der frohen Kunde und alle Herzen begrten mit Preis und Dank die Worte, mit welchen die kaiserliche Proclamation schlo: Wir bernehmen die kaiserliche Wrde in dem Bewutsein der Pflicht in deutscher Treue die Rechte des Reichs und seiner Glieder zu schtzen, den Frieden zu wahren, die Unabhngigkeit Deutschlands, gesttzt aus die geeinigte Kraft seines Volkes, zu vertheidigen. Wir nehmen sie an in der Hoffnung, da dem deutschen Volke vergnnt sein wird, den Lohn seiner heien und opsermthigen Kmpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu genieen, welche dem Vaterlande die seit Jahrhunderten entbehrte Sicherung gegen erneute Angriffe Frankreichs gewhren. Uns aber und unseren Nach-folgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allezeit Mehrer des deutschen Reichs zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gtern und Gaben des Frie-dens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." *)
*) Seitdem aus dem letzten vaticanischen Coucil (erffnet am 8. Dec. 1869) durch die Bemhungen der Jesuitenpartei das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes durchgesetzt ist (14 Juli 1870), aus welchem praktische Folgerungen auf alle Staatsverhltnisse gezogen werden knnen, ist ein Kamps zwishen der ihre mittelalterliche Ober-
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Am 21. Mrz 1871 wurde der erste allgemeine deutsche Reichstag erffnet. In der Erffnungsrede sprach Kaiser Wilhelm I. in Demuth den Dank gegen Gott aus fr die weltgeschichtlichen Erfolge, mit denen seine Gnade die Ein-tracht der deutschen Bundesgenossen, den Heldenmuth und die Mannszucht der Heere und die opferfreudige Hingebung des Volkes gesegnet hatte, und schlo dann mit den Worten: Mge die Wiederherstellung des deutschen Reichs fr die deutsche Nation auch nach innen das Wahrzeichen neuer Gre sein! Mge dem deutschen Reichskriege ein nicht minder glorreicher Reichs friede folgen, und mge die Aufgabe des
hoheit anstrebenden katholischen Kirche und dem neuen deutschen Kaiser-thnm entbrannt. Aber wenige Monate nach der Unsehlbarkeits-erklrung, als Frankreich seine Truppen aus Rom zurckzuziehen qenthigt war (Sept. 1870), rckte ein italienisches Heer in Rom ein (20 Sept 1870), worauf sich in einem Plebiscit die groe Mehrheit des' rmischen Llkes fr den Anschlu an Italien erklrte. So brachten die deutschen Siege von 1870 den Italienern die vllige Einigung ihres Landes. Im Juli 1871 zog Victor Emauuel in Rom ein. Im Mai 1873 wurden die rmischen Klster aufgehoben. Der Papst residirt im Vatican, und es fehlt nickt an Deputationen, die den Gefangenen im Vatican" besuchen. In Deutschland hatte das neue ppstliche Dogma, gegen welches tut Mrz 1871 der Stiftspropst Dllinger, die erste wissenschaftliche Gre des katholischen Deutsch-lands, eine Erklrung abgab, eine Spaltung der katholischen Kirche in Jnsallibilisten (Neukatholiken) und Altkatholiken zur Folge. Im November 1871 genehmigte der Reichstag den Kanzelparagraphen'. der den Geistlichen verbietet, die Kanzel und ihre geistliche Stellung zu politischen Agitationen zu mibrauchen. In dem beginnenden Kampfe der katholischen Kirche gegen die Staatsgewalt erfolgte im Mrz 1872 das Schulaufsichtsgesetz, das die Aufsicht der die Schulen lediglich dem Staate zuweist, im Juli 1872 die Ausweisung des Jesuitenordens aus dem deutschen Reiche, und im Mai 1873 traten vier Kirchengesetze (die sogenannte Maigesetzgebung) in Kraft, welche die Anwendung kirchlicher Zucht- und Strafmittel begrenzten, die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen regelten, insbesondere eine Maturitts- und eine wissenschaftliche Staatsprfung verlangten, den Austritt aus der Kirche und die Errichtung eines kniglichen Gerichtshofes fr kirchliche Angelegen-heiten betrafen- Die Auflehnung der preuischen Bischfe gegen diese Gesetze hatte ein Vorgehen der Regierung gegen dieselben zur Folge. Im December 1872 erhielten die sechs stlichen Provinzen Preuens eine neue Kreisordnung nach dem Princip der Selbstverwaltung.
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hervorgehoben haben. Das groe Ziel des Kampfes, den Feind in die Mauern von Metz zu bannen, war erreicht, aber der alle Maen schwer waren auch die Verluste auf deutscher Seite: 14,000 lagen tobt und verwunbet auf der Wahlstatt, und in Tausenben von Familien knpfen sich an die Schlacht von Gravelotte (ober Rezonville, St. Privat) die schmerzlichsten Erinnerungen.'")
In langen fast unbersehbaren Reihen wurden die Todten bestattet, zunchst die Offiziere. Eine Leichenfeier ward ge-halten. Die Soldaten, den Helm auf dem Haupte, traten an. Die ergreifende Predigt der Geistlichen, die Trauermusik, und der Anblick der Tobten machte einen so erschtternden Einbruck auf die Umstehenben, bereit Gemth ohnehin schon
*) Hier mgen einige Stellen aus dem Staatsanzeiger" vom "20. August folgen: Gott leitet unsere Fahnen von Sieg zu Sieg! Seine Hand richtet unser Volk auf und strkt es in der schweren blutigen Zeit!" Legen wir den wohlverdienten Lorbeer und reiche Siegespalmen auf die erblaten Heldenshue und Heldenbrder, welche fr König und Vaterland starben. und um welche ihre Waffenbrder und das ganze deutsche Volk in Trauer stehen! Es sind Gottes Ge-richte, die sie mit ihrem edlen Blute besiegeln; Gottes Gerichte gegen ein Volk, das in Ueberhebmtg und Verblendung ausharrt, und von dessen sittlicher Verkommenheit der Lgengeist Zeugni giebt, welcher letzt die wildesten Leidenschaften aufruft und entfesselt." Deutsche Männer und deutsche Jnglinge gehen freudig und mit Siegeszuversicht in den Opfertod. Nicht Einer wich voi dem Feinde nicht Einer von der schnen sittlichen Manneszucht, deren Symbol die preu-ischen Fahnen stets waren und die jeden unserer deutschen Krieger erfllt. Unser Volk daheim aber lt die Banner und Fahnen nach den Siegen wehen mit stolzer Freude, aber zugleich mit Emst und Wrde und mit stummem Schmerze! Wenn seine Edelsten gefallen, hat es einen zuversichtlichen Trost! Vergebens wird dieser heilige Kamps nicht wieder gekmpft werden, wie von unseren Vtern, gegen ein Volk voll Herrschsucht und Uebermnth. das Deutschend seine schnsten Gebiete geraubt, es Jahrhunderte lang anmach bedroht und gefhrdet und zu erniedrigen versucht hat. Der Herr, der unsere Heerschaareu zum Siege fhrt der Lge und Unsitte, er wird jetzt gndiglich frsorgen, da unsere edlen Opfer nicht vergeblich fallen. Er wird unseren Kniglichen Kriegsherrn in Silberhaaren segnen, da ihm vergnnt sei, einen dauernden Vlkerfrieden herzustellen im Herzen Europas, durch ein groes, einiges, deutsches Vaterland, als Hort der Gottesfurcht, edler Sitte und wahrer Freiheit! das walte Gott!"
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fiegung Gewonnene von neuem in Frage stellte. Abermals erhoben sich die Monarchen gegen den Unterdrcker Europas und erlieen gegen ihn eine frmliche Achtserklrung. Doch das Reich des Corsen sollte nur von kurzer Dauer sein' die Schlacht bei Waterloo (18. Juni 1815) warf zum zweiten Male den Gewaltigen zu Boden, und der gefesselte Titane verzehrte fortan auf dem Felseneilande St. Helena seine riesige Kraft in den Qualen der Trgheit und des Mimuthes.
Am 20. Novbr. 1815 wurde der zweite Pariser Friede geschlossen.
Die so schnell errungene Gre Napoleons, der zweimalige Fall des mchtigen Frankenkaisers, die Beseitigung eines po-litischen Systems, das mit solcher Energie Europa beherrscht, die Wiedereinsetzung so vieler vertriebener Fürsten hatte auf die christliche Welt einen tiefen sittlich-religisen Eindruck gemacht. In diesem nie gesehenen Wechsel des Glckes und der Macht glaubte man mit Recht mehr als sonst das un-mittelbare Eingreifen der Alles leitenden gttlichen Vorsehung zu sehen. Ueberwltigt von den Ereignissen der Zeit, faten die drei Monarchen, welche das eiserne Scepter des durch Gottes sichtbare Fgung niedergeschmetterten Giganten schwer genug empfunden hatten, die Gedanken zu einem Bndnisse, welches den Frieden der Welt auf einer von der seitherigen Weise durchaus abweichenden Grundlage feststellen sollte. Der Entwurf dazu ging von dem religis gestimmten Kaiser Alexander von Rußland aus, in dessen reizbarem Gemthe die letzten Begebenheiten eine christliche, an Schwrmerei grenzende Richtung hervorgerufen hatten. Kaiser Franz von bestreich und König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen, wenn auch bei ihrer ruhigeren Denkweise von aller Ueber-treibung frei, waren durch gleiche Erfahrungen zu derselben berzeugung gelangt und schenkten dem Entwrfe ihren Beifall. Am 26. Sept. 1815 wurde derselbe als Acte eines heiligen Bundes (heilige Allianz) vollzogen. In derselben er klrten die drei Monarchen im Angesichte der Welt ihren un-erschtterlichen Entschlu, zur einzigen Richtschnur ihres Ver-fahrens sowohl in der Regierung ihrer eigenen Völker, als in ihren Verhltnissen mit fremden Staaten die Lehren des Christenthums zu nehmen, die Lehren der Gerechtigkeit, der
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